Hessingkirche St. Johannes, Augsburg |
Hessingkirche St. Johannes
Simultankirche, evang./kath. Augsburg, Hessingstraße
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Baugeschichte:
Die Kirche St. Johannes der Hessingklinik wurde in den Jahren 1890 bis 1893 errichtet und im Jahre 1906 geweiht. Zahlreiche Spenden adeliger und bürgerlicher Gönner ermöglichten den Bau unter der Leitung des Augsburger Architekten Jean Keller. Er gab der Hessingkirche eine neubarocke Hülle, byzantinisch geschmückte Wände und eine neugotische Ausschmückung. Der Altar wurde von Jean Keller entworfen. Die Kirche ist eine sog. Simultankirche, d. h. sie sollte beiden großen Konfessionen dienen. So findet man die typischen Attribute der katholischen Kirche wie Tabernakel, Weihwasserkessel und Beichtstuhl. Der Schmuck von Kanzel und Altar mit den biblischen Gestalten oder allegorischen Figuren verweist auf die evangelischen Erkennungszeichen, wie auch die Liedertafel.
Die zwei symbolhaften Gestalten in den Spitzbogenfenstern im Chorraum stellen wohl "Anbetung" und "Opfer" dar. Im Altar selbst stehen neben dem Gekreuzigten Maria und Johannes, sowie Petrus und Paulus. Darüber segnet der den Heiligen Geist sendende Gottvater, die Heilung und Trost suchenden Menschen.
Die Kanzel wird gekrönt vom Verkündigungsengel. Darunter tragen drei Engel die Symbole der göttlichen Tugenden:
Glaube (Kreuz) Hoffnung (Anker) Liebe (Herz)
Der vierte Engel bleibt unklar.
Im Chorbogen ist das Wort Jesu zu lesen: "Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, der wird nicht hungern und wer an mich glaubt, der wird nimmermehr dürsten." Darüber sind in den vier Medaillons die vier Evangelisten portraithaft gemalt. Über die edel aus Holz gestaltete Seitenwand zieht sich der Spruch" Wirk, so lang es Tag ist. Sowie die Tür sich willig öffnet, wehrt dir den Eingang nicht, schließ auf dein Herz und lasse Jesus Christus ein! Mach auf dein Herz!"
Die Disposition der im Jahre 1896 fertiggestellten Orgel geht auf Hessing selbst zurück. Neben zwei Manualen und einem Pedal ist als drittes Manual, ein Harmonium eingebaut, das der Organist selbst über Tretpedale mit "Wind" versorgen kann. Die Orgel besitzt eine pneumatische Traktur mit kleinen Lederbälgen. Ihr dunkler Klang eignet sich hervorragend für die Wiedergabe romantischer Orgelmusik. Der Prospekt der Orgel zeigt eine schöne handwerkliche Arbeit. Vier holzgeschnitzte Musikengel spielen Trompete, Laute und Posaunen und darüber ist ein singender Engel zu sehen, dem zwei kleine Engel dienen.
Hofrat Johann Friedrich von Hessing (19.6.1838 - 16.3.1918) nahm Einfluß auf den Bau. In seiner Idee von einer ganzheitlichen Medizin hatten auch Religion und Seelsorge einen wichtigen Platz.