St. Michael, Jena |
Stadtkirche St. Michael, evang.
Jena, Hinter der Kirche 1
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Baugeschichte:
Die Stadtkirche St. Michael, eine dreischiffige Hallenkirche, wurde in gotischer Zeit nach zwei Vorgängerbauten errichtet. Der Baubeginn der neuen Kirche
ist in die Jahre um 1380 zu datieren. Der Bauverlauf vollzog sich über mehrere Bauabschnitte, Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Kirchengebäude vollendet.
Den Chor sowie die drei östlichen Joche des Langhauses entstanden um 1422, die Einwölbung des Altarraums wurde 1442 beendet und die Südfassade, bis zum
sechsten Langhausjoch, um 1450 fertig gestellt. Eine zweite Bauphase, nach längerem Baustillstand, ist um 1474 nachzuweisen, in der die Fundamente des
Turms gelegt wurden. In den Jahren 1481 bis 1506 wurde das Langhaus vollendet, 1486 im Auftrag und auf Kosten des Rates der Stadt mit dem Bau des Turms
begonnen, seine Fertigstellung ist in das Jahr 1557 zu datieren. Es folgten im 17. Jahrhundert mehrere Instandsetzungsarbeiten am Kirchengebäude, so erhielt
das Gotteshaus in den Jahren von 1684 bis 1686 ein neues Dachgesims an der Südseite. 1873 bis 1875 erfolgte eine Renovierung im Inneren, im Zuge dieser
Arbeiten wurden zahlreiche Grabmäler und Epitaphen beseitigt.
Am 19. März 1945 fiel die Kirche St. Michael den Zerstörungen der Bombenangriffe zum Opfer, von 1946 bis 1956 erfolgte ein sehr vereinfachter Wiederaufbau unter der Bauleitung von Hans Schlag. Seit 1999 wurde der Turm der Stadtkirche St. Michael saniert und erhielt - nach fast zweijährigen Bautätigkeiten - am 26. Mai 2000 seine ursprüngliche Haube wieder. Das Kirchengebäude in seiner heutigen Gestalt zeigt sich als eine Hallenkirche, wobei die zwei Seitenschiffe niedriger als das Langhaus ausgeführt sind, einem polygonal geschlossenen Chor im Osten und einem 50 m hohen Turm im Westen. An das aus sieben Jochen bestehende Langhaus fügt sich, der Breite des Mittelschiffes folgend, das Chor an, er endet in fünf Seiten. Die beiden Seitenschiffe, sich durch Achteckpfeiler mit spitzbogigen Scheidarkaden zum Langhaus hin öffnend, sind im Osten gerade geschlossen. Eine Besonderheit des Chores stellt die überwölbte Durchgangshalle außerhalb der Kirche dar, durch die man unter dem Altarraum hindurch schreiten kann. Unter dem Chor befindet sich eine so genannte Unterkirche, aus zwei kreuzrippengewölbten, annähern quadratischen Jochen bestehend. Das südliche ist als ursprüngliche Sakristei bezeugt, das nördliche diente seit dem Ende des 17. Jahrhunderts als Gruft der Herzöge von Sachsen-Weimar. Die Südfassade, die Schaufassade der Kirche, zeichnet sich durch ihre zwei aufwendig gearbeiteten Portale aus, in östlicher Richtung das Brautportal - die Bezeichnung entstammt der eigentlichen Funktion, an dieser Stelle fand die öffentliche Ringübergabe der Brautpaare statt - und in westlicher Richtung, im sechsten Joch, das so genannte Gerichtsportal. Im Westen fügt sich, aus der Achse heraustretend, der Turm an. Er befand sich bis zum Jahr 1932 in städtischem Besitz. Der Turm gliedert sich in vier Geschosse, an die unteren zwei quadratischen fügen sich zwei achteckig ausgeführte an. In jeder Zone werden die Maueren von Fenstern durchbrochen. In der Südseite ist eine Nische mit einer Fialbekrönung eingelassen und unter ihr eine Inschrift, die das Datum von 1486 zeigt. Die Nische diente ursprünglich als Aufstellungsort für die spätromanische Schnitzfigur des Erzengels Michael, sie ist heute im Inneren der Kirche, am zweiten Pfeiler der Nordarkaden angebracht. In der Westwand des Turms ist ein Steinrelief von 1487 eingelassen, möglicherweise vom Baumeister der Stadtkirche Peter Heierliß geschaffen, es zeigt die Kreuzigungsszene und die Stifterfamilie. Im Inneren des Turms ist im unteren Geschoss die Wolfgangskapelle zu finden, die heutige Sakristei. Sie wird ähnlich wie die gesamte Kirche von einem aufwendigen Gewölbe geziert, es ist ein Sterngewölbe mit spätgotischer Bemalung von 1494. Quelle: Evang. Kirchkreis, Jena |